Ein Familiendrama könnte nach FOCUS-Informationen Ursache für die Radikalisierung von Uwe Böhnhardt gewesen sein. Der Bruder des NSU-Terroristen starb unter rätselhaften Umständen – ein „Knackpunkt“ in Böhnhardts Leben.
Nach FOCUS-Recherchen, die sich auf Ermittlungsakten zur Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) stützen, könnte ein Familiendrama in der Kindheit von Uwe Böhnhardt den späteren Rechtsterroristen entscheidend beeinflusst haben. Demnach sieht die Polizei im Tod von Uwe Böhnhardts Bruder im Jahr 1988 „eine mögliche Ursache für die Radikalisierung“. Die Eltern erklärten laut FOCUS in ihrer Zeugenvernehmung, der Verlust sei ein Knackpunkt im Leben ihres damals elf Jahre alten Sohnes Uwe gewesen.
Peter Böhnhardt kam wenige Monate vor seinem 18. Geburtstag ums Leben. Passanten hatten ihn leblos vor der Haustür seiner Eltern in Jena gefunden. Die Todesumstände wurden nie vollständig aufgeklärt. Die Eltern gehen davon aus, dass ihr Sohn mit Freunden unterwegs war und beim Klettern auf einer Burgruine abstürzte. „Ob er gestoßen wurde oder von selber fiel, will keiner gewusst haben“, sagte Böhnhardts Mutter Anfang 2012 gegenüber der Polizei.
Auf einer Stufe mit der Freundschaft zu Mundlos
Nach FOCUS-Informationen erklärte sie zugleich, der Tod seines Bruders habe Uwe „schwer getroffen“, weil er ihn „besonders liebte“. Nach dem Schicksalsschlag seien bei Uwe „die ersten Probleme in der Schule aufgetreten“. Die 64-Jährige stellte das Ereignis auf eine Stufe mit dem ersten Gefängnisaufenthalt von Uwe Böhnhardt und seiner Freundschaft mit dem Rechtsextremisten Uwe Mundlos. All das sei „maßgeblich“ für die Entwicklung ihres Sohnes gewesen.