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"Tatort" aus Köln: Cop in love

Foto: ARD

ARD-Sonntagskrimi Der neue Köln-"Tatort" im Schnellcheck

Freddy hat den Blues: Der "Tatort" aus Köln bietet einen verknallten Kommissar Schenk sowie reichlich Verweise auf die Kunst- und Musikgeschichte. Und einen Tanz für die Ewigkeit.

Was ist das Thema?

Wie das Leben die Kunst prägt - und umgekehrt. In den Gemälden an den Wänden und in der Musik auf den Plattenspielern spiegeln sich die Charaktere dieses Ensemble-"Tatort" wider. Ein verhinderter Konzertpianist klimpert hier noch einmal in einer Hotelbar Rachmaninow-Fragmente, bevor er brutal vor einem Wohnhaus ermordet wird - dessen Bewohner allesamt Kunstliebhaber oder zumindest Lebenskünstler sind.

Wie blutig ist die neue Folge?

Nicht besonders blutig. Trotzdem gibt es einige grausame Momente, etwa wenn Ermittler Freddy Schenk (Dietmar Bär) erkennen muss, dass die von ihm idealisierte Kunstdozentin unrühmliche Dinge tut.

Gibt es einen gesellschaftspolitischen Auftrag?

Nein. Dieser Krimi geht ganz in dem doppelbödigen Kunstkosmos auf. Achten Sie auf die Details!

Bester Auftritt

Wer hätte das gedacht: Dietmar Bär als Kommissar Schenk. Der manchmal etwas steife Ermittler-Pädagoge entwickelt hier durch wenige Gesten und Bewegungen eine ganz neue Grandezza. Am Ende tanzt er melancholisch zu Woodkid auf der Tanzfläche einer Hotelbar. Eine Szene für die "Tatort"-Ewigkeit.

Wer sind die Verantwortlichen?

Regisseur Andreas Kleinert ist einer der besten deutschen Fernsehregisseure. Seine Krimis sind bei aller Härte oft Poeme, Lavinia Wilson etwa schwebte in seiner Kieler "Tatort"-Folge "Borowski und der Engel" im geblümten Sommerkleid durch den vielleicht sonnigsten Borderliner-Schocker aller Zeiten. Die Idee zu diesem "Tatort" stammt von Andreas Knaup, das Drehbuch entwickelt hat allerdings WDR-Hausautor Jürgen Werner, der sämtliche Dortmunder "Tatorte" geschrieben hat. Eine solche Konstellation klingt nach Komplikationen bei der Buchentwicklung. Der Plot geht denn auch leider nicht auf, die Dramaturgie hängt zuweilen.

Und: Können wir das alles glauben?

Bedingt. Aber um Plausibilität geht es hier gar nicht. Dieser "Tatort" ist quasi eine entschleunigte und emotionalisierte Version des furiosen Zitat-"Tatort" mit Ulrich Tukur aus dem Herbst letzten Jahres.

Lohnt das Einschalten?

Ja, trotz Hängern. Ein Krimi, der den Zuschauer in eine andere Welt führt. Klassik- und Kunst-Fans dürfen bei der kollektiven Sichtung ihre Kennerschaft raushängen lassen.

Und wenn ich mehr über diesen "Tatort" wissen will?

Dann bitte hier weiterlesen!


"Tatort: Freddy tanzt", Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Arno Frank kommentiert für uns den "Tatort" am Sonntag live auf Twitter.

cbu